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Wenn aus "Güllen" "Bremgüllen" wird

 

Ein Interview, das Einblick in die Theaterarbeit ab der Bezirksschule Bremgarten gibt.

 

Bezirksschule Bremgarten. Die Aufführungen der Theatergruppe haben einen festen Platz im Jahresprogrammder Bezirksschule Bremgarten. Dieses Jahr wurde das Stück «Der Revisor» von Nikolaj Gogol in einer umgeschriebenen Mundartfassung gespielt.

Seit rund einem Jahrzehnt leitet Thomas Hauser zusammen mit Claudia Cocco das Jugendensemble. Im Interview mit Hans Peter Flückiger erzählt er von der Zusammenarbeit mit rund vierzig Jugendlichen und den Herausforderungen des Umschreibens von Texten.

 

Wie erfolgt die Auswahl des jeweiligen Stückes? Entscheidest du zusammen mit deiner Regiepartnerin?
Es ist nicht einfach, ein geeignetes Stück für über dreissig Schauspielerinnen und Schauspieler zu finden. Genauer gesagt: Es gibt kein Stück, das auf unsere Verhältnisse passt. So muss ich Stücke umarbeiten oder eigene schreiben. Mein Vorschlag wird dann mit Claudia Cocco, die ihre Ideen einfliessen lässt, abgesprochen.

«Der Revisor» kritisiert in seiner Originalfassung Zustände in einem russischen Städtchen im 19. Jahrhundert. Das Stück wurde von dir umgeschrieben, handelt jetzt in Bremgarten. Was waren deine Überlegungen?

Mich interessieren Stucke aus der «seriösen» Theaterliteratur mehr als Klamaukstücke oder Schwänke. Da jedes Stück angepasst werden muss, darf auch etwas Lokalkolorit einfliessen. Dies gibt mir die Möglichkeit, witzige Szenen einzubauen, die den Zuschauern mehr als nur ein Schmunzeln entlocken können. Dass ein Revisor aus St. Galen anstatt aus St. Petersburg kommt und dass Claire Zachanassian aus «Bremgüllen» statt Güllen stammt, ist leicht zu bewerkstelligen. Schwieriger ist es, die Umstände
glaubhaft dem heutigen Zeitgeist anzuDassen, ohne den Sinn der Stucke zu verfälschen.

Für das Publikum waren diese Querbezüge witzig. Einige Namen weckten Erinnerungen an Figuren aus dem Reussstädtchen. War da auch leise Kritik an lokalen Vorgängen ausmachen?

Die Namen alteingesessener Familien verkürzen die Distanz zum Publikum. Natürlich weisen wir darauf hin. dass die Namen zutallig sind und nichts mit lebenden Personen zu tun haben. Gogols «Revisor» ist ein Stuck, das auch heute noch aktuell ist. Die Mechanismen der Politik, des Kleinbürgertums oder der zivilisierten Menschheit ganz allgemein werden humorvoll überzeichnet. Ahn iches kann hier und heute
passieren.

In der Theaterqruppe machen mehrheitlich Mädchen mit. Inwiefern hat dies die Rollenbesetzung des Stücks beeinflusst?

Es ist heute einfacher, Frauenrollen zu schreiben. da viele Frauen auch im politischen Leben aktiv sind. Einige Rollen, wie der Revisor oder der Stadtammann, müssen aber von Knaben gespielt werden. Ich vermeide es, einem Mädchen eine Männerrolle zu geben oder umgekehrt.

Wie werden die Rollen aufgeteilt? Gibt es Sprechproben?

Ja. nach den Sprechproben mache ich eine Grobeinteilung und versuche dann, den Jugendlichen die Rolle so

weit wie möglich «auf den Leib» zuschreiben. Um sehr grosse Rollen aufzuteilen, werden eine oder mehrere Personen neu erfunden.

Es gelingt dir, auch musikalische oder tänzerische Elemente ins Stuck einzubauen. Welche Absicht steckt dahinter?

Die Schülerinnen und Schüler sollen dem Publikum zeigen können, was in ihnen steckt. Deshalb baue ich nach Möglichkeit Tanz- oder Musikszenen ein. So wurden zum Beispiel im «Besuch der alten Dame» die Turner zu Tänzerinnen.

Wie kann man sich die Proben mit fast vierzig Schülerinnen und Schülern vorstellen?
Sie werden oft in Gruppen aufgeteilt. Geprobt wird vom Herbst bis Frühling. Dazu kommen einige Zusatzproben, insgesamt rund vierzig Lektionen. Dies ist eigentlich viel zu wenig und verursacht vor der Premiere oft Stress.
Seit rund zehn Jahren leitest du die Theatergruppe. Was ist besonders bereichernd? Die Arbeit mit den Jugendlichen in einem anderen Rahmen ist spannend. Es macht mir auch Spass, Stücke zu schreiben oder umzuarbeiten. Dies ist immer eine neue, kreative Herausforderung.
Arbeitet ihr mit anderen Schulen zusammen?
Ein minimaler Austausch besteht. Es wurden auch schon Stücke von mir anderswo gespielt, denn diese können relativ leicht für eine andere Schauspielertruppe angepasst werden. Es ist einfacher, wenn man das Rad nicht neu erfinden muss.
Gibt es Grenzen, an welche Claudia Cocco und du gelegentlich stossen?
Wir haben keine geeigneten Übungsräume für so viele Jugendliche. Zudem ist die Zeit vor den Aufführungen oft ziemlich nervenaufreibend. Nach den Aufführungen ist dies aber vergessen und nicht nur das Leitungsteam ist zufrieden und stolz auf das Geleistete.


Hans Peter Flückiger - Schulblatt AG/SO - 14/2012